Frederick Loewe: Der Mann hinter den größten Musical-Klassikern
Frederick Loewe, ursprünglich Friedrich „Fritz“ Löwe, zählt zu den einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seine Werke prägen bis heute die Welt des Musicals und der Filmmusik. Gemeinsam mit seinem kreativen Partner Alan Jay Lerner schuf er unvergessliche Werke wie My Fair Lady, Camelot und Brigadoon. Doch Loewe war weit mehr als nur ein talentierter Musiker – sein bewegtes Leben und seine einzigartigen Erfolge bieten eine faszinierende Geschichte.
Ein Kind der Musikstadt Berlin
Frederick Loewe wurde am 10. Juni 1901 in Charlottenburg, Berlin, als Sohn von Edmund und Rosa Loewe geboren. Sein Vater war ein gefeierter Operettenstar, der weltweit auftrat und unter anderem in der Berliner Produktion von Die lustige Witwe glänzte. Schon in jungen Jahren zeigte Frederick ein außergewöhnliches musikalisches Talent. Mit gerade einmal sieben Jahren begann er, eigene Stücke zu komponieren, und war mit 13 Jahren der jüngste Pianist, der jemals mit den Berliner Philharmonikern auftrat.
Seine Ausbildung absolvierte Loewe am renommierten Stern’schen Konservatorium in Berlin. Hier lernte er unter anderem bei den berühmten Musikpädagogen Ferruccio Busoni und Eugene d’Albert. Bereits während seiner Studienzeit gewann er die prestigeträchtige Holländer-Medaille für Klavier, ein Beweis seines außergewöhnlichen Talents.
Der Weg nach Amerika: Von der Klassik zum Broadway
1924 zog Loewe mit seinem Vater nach New York, wo er entschlossen war, den Broadway zu erobern. Doch der Anfang in der Neuen Welt war alles andere als glamourös. Um über die Runden zu kommen, nahm er eine Vielzahl ungewöhnlicher Jobs an, darunter als Cowboy und Goldsucher. Gleichzeitig spielte er in deutschen Clubs und begleitete Stummfilme am Klavier.
Erst mit seinem Eintritt in den exklusiven Lambs Club, ein Treffpunkt für Theaterschaffende, begann sich sein Leben zu wenden. Dort lernte er 1942 Alan Jay Lerner kennen, den Mann, der sein künstlerischer Partner und Freund werden sollte. Gemeinsam schrieben sie Life of the Party, das den Grundstein für eine der erfolgreichsten Kollaborationen des Broadways legte.
Die großen Erfolge: Von "Brigadoon" bis "My Fair Lady"
Den Durchbruch schaffte das Duo 1947 mit Brigadoon. Das Stück, ein romantisches Märchen über ein magisches schottisches Dorf, gewann den New York Drama Critics’ Circle Award und brachte Klassiker wie „Almost Like Being in Love“ hervor.
1956 folgte My Fair Lady, eine Adaption von George Bernard Shaws Pygmalion. Die Hauptrollen spielten Rex Harrison und die junge Julie Andrews. Das Musical wurde ein phänomenaler Erfolg und gewann den Tony Award als bestes Musical. Loewe komponierte nicht nur brillante Melodien, sondern schuf auch zeitlose Hits wie „I Could Have Danced All Night“.
Ein weiterer Höhepunkt ihrer Karriere war der Film Gigi (1958), der neun Oscars gewann, darunter den für den besten Film. Loewe und Lerner zeigten hier erneut ihr Talent, Geschichten durch Musik lebendig werden zu lassen.
Rückzug und späte Werke
Nach dem Erfolg von Camelot (1960), einem weiteren Broadway-Hit, zog sich Loewe aus dem Rampenlicht zurück und lebte in Palm Springs, Kalifornien. Obwohl er eigentlich im Ruhestand war, kehrte er 1973 zurück, um neue Musik für die Bühnenadaption von Gigi zu schreiben, was ihm einen weiteren Tony Award einbrachte.
Eine weniger bekannte, aber bemerkenswerte Arbeit des Duos war die Filmmusik zu Der kleine Prinz (1974), die auf Antoine de Saint-Exupérys Kinderbuchklassiker basiert. Obwohl der Film kommerziell nicht erfolgreich war, wurden Loewe und Lerner für den Soundtrack für einen Oscar nominiert.
Kuriose Fakten und Anekdoten über Loewe
Früher Karrieretraum: Loewe wollte ursprünglich Operetten für Berlin schreiben, ähnlich wie sein Vater, bevor er sich dem Broadway zuwandte.
Multitalent: Neben seiner Musikkarriere arbeitete Loewe als Preisboxer und Goldsucher – Tätigkeiten, die in seinem Lebenslauf überraschend wirken.
Liebe zum Detail: Loewe war bekannt dafür, seine Melodien exakt auf die Texte von Lerner zuzuschneiden, was ihrer Zusammenarbeit eine besondere Dynamik verlieh.
Ehrungen: 1972 wurde Loewe in die Songwriters Hall of Fame aufgenommen. Später folgte die Aufnahme in die American Theater Hall of Fame.
Ein bleibendes Vermächtnis
Frederick Loewe starb am 14. Februar 1988 in Palm Springs im Alter von 86 Jahren an Herzversagen. Doch sein musikalisches Vermächtnis lebt weiter. Seine Werke sind fester Bestandteil des Broadway-Kanons und begeistern weiterhin Zuschauer:innen weltweit. Ob durch die schottische Mystik von Brigadoon oder die scharfsinnige Romantik von My Fair Lady – Loewe bleibt unvergessen.
Sein Stern auf dem Palm Springs Walk of Stars, den er 1995 posthum erhielt, erinnert an einen Mann, der mit seinen Melodien Herzen berührte und die Geschichte des Musicals für immer prägte.