steirischer herbst '24: Horror Patriae – Eine Auseinandersetzung mit der düsteren Seite des Vaterlandes

© www.steirischerherbst.at

Der steirische herbst '24, eines der bedeutendsten Kunstfestivals Österreichs, kehrt in diesem Jahr vom 19. September bis 13. Oktober zurück und steht unter dem Titel "Horror Patriae". In einer Zeit, in der weltweit Wahlen stattfinden und nationalistische Tendenzen erstarken, widmet sich das Festival der kritischen Auseinandersetzung mit den verführerischen Erzählungen des Nationalismus und der dunklen Seite des Heimatbegriffs.

Live-Termine

steirischer herbst '24

Donnerstag, 19. September 2024 bis
Sonntag, 13. Oktober 2024

Termine und Venues auf dem Stand vom 14.08.2024

Der Titel: Horror Patriae

Der lateinische Titel "Horror Patriae" kombiniert die Begriffe „amor patriae“ (Liebe zum Vaterland) und „horror vacui“ (Angst vor der Leere). Er stellt die Frage nach dem Wesen des Vaterlandes: Wie wird es definiert, wer bestimmt seine Bedeutung und warum sollten wir es lieben – oder gar fürchten? Die Intendantin und Chefkuratorin des Festivals, Ekaterina Degot, hinterfragt, ob unsere Herkunft und der Ort unserer Geburt wirklich so entscheidend sind, wie es heutzutage oft behauptet wird. In einer zunehmend globalisierten Welt, in der wir uns ständig über Wurzeln, Traditionen und nationale Identitäten definieren sollen, fühlen sich viele Menschen, die sich mit ihrer Nation nicht identifizieren können, ausgegrenzt. Für sie kann das Vaterland sogar bedrohlich wirken.

Die zentrale Ausstellung: Ein Museum des nationalen Unbehagens

Im Herzen des Festivals steht die große Gruppenausstellung „Horror Patriae“ in der Neuen Galerie Graz. Diese Ausstellung hinterfragt die Konzepte von Nationalität und Patriotismus, indem sie Werke zeitgenössischer Künstler mit historischen Artefakten aus dem Universalmuseum Joanneum kombiniert. In mehreren fiktiven Abteilungen werden Geschichten erzählt, die von lokalen Mythen ausgehen und globale Zusammenhänge aufzeigen. Dieses „alternative Nationalmuseum“ stellt die Frage, ob patriotische Gefühle in unserer heutigen Zeit nur in einem Kontext voller Widersprüche und Dunkelheit existieren können.

Kunst und Performances

Das diesjährige Programm bietet eine breite Palette an künstlerischen Darbietungen, die das Festivalmotto auf vielfältige Weise interpretieren.

Den Auftakt macht die Künstlerin Natalia Pschenitschnikova mit ihrer musikalischen Performance „A.E.I.O.U.“ im Lesliehof. Eine weitere bemerkenswerte Performance ist „Nation of Sleep“ von Ari Benjamin Meyers, in der Kinder in einer surrealen Rollenumkehr Erwachsene in den Schlaf singen. Der britische Autor Tom McCarthy steuert hierzu den Text bei.

Ein weiteres Highlight ist das immersive Theatererlebnis des belgischen Künstlers Thomas Verstraeten im Modehaus Kastner & Öhler, das Klischees von Heimat und Natur thematisiert. Die Gewinnerin des Werner-Fenz-Stipendiums, Clara Ianni, widmet sich in ihrer Arbeit „Resurrection“ der Wiederauferstehung der Natur, während Felix Hafner und sein Ensemble die Absurdität eines steirischen Volksliederabends in Addis Abeba im Jahr 1925 nachzeichnen.

Das Festivalprogramm: Über Graz hinaus

Das Festival beschränkt sich nicht nur auf die Stadt Graz, sondern breitet sich auch in die umliegenden Regionen aus. Der Künstler Gerald Straub lässt in seiner Arbeit „Corridos Estiria“ an verschiedenen Orten, darunter ein Kreisverkehr bei Studenzen, mexikanische Liedformen erklingen, die von den Taten von Banditen und Helden erzählen.

Das Theater im Bahnhof beleuchtet in „Spiel mir das Lied von Knittelfeld" oder "die Pubertät der FPÖ“ die historische Implosion der Freiheitlichen Partei Österreichs beim Knittelfelder Parteitag 2002 und bietet so eine satirische Auseinandersetzung mit der österreichischen Innenpolitik.

Begleitende Festivals: Musik und Literatur im Fokus

Wie gewohnt wird der steirische herbst von zwei weiteren Festivals begleitet. Das 57. ORF musikprotokoll widmet sich vom 3. bis 6. Oktober unter dem Titel „Spaces of Freedom“ den Freiräumen, die durch gesellschaftspolitische Bedingungen und künstlerische Herangehensweisen in der Musik geschaffen werden. Das Literaturfestival „Out of Joint“ stellt vom 8. bis 11. Oktober unter dem Thema „Die Welt von gestern / Die Welt von morgen“ die Frage, was aus dem großen europäischen Friedensprojekt geworden ist.

Fazit: Ein kritischer Blick auf Nationalismus und Identität

Der steirische herbst '24 fordert mit „Horror Patriae“ dazu auf, die romantisierten Erzählungen des Nationalismus zu hinterfragen und die dunklen Seiten des Vaterlandsbegriffs zu beleuchten. Mit einem vielfältigen Programm aus Ausstellungen, Performances und Theaterstücken bietet das Festival eine Plattform für kritische Reflexion und künstlerische Auseinandersetzung mit den brennenden Fragen unserer Zeit.

(Quelle: www.steirischerherbst.at)

Live-Termine

steirischer herbst '24

Donnerstag, 19. September 2024 bis
Sonntag, 13. Oktober 2024

Termine und Venues auf dem Stand vom 14.08.2024