Der Musikverein Graz – klassikticket Porträt

Musikverein Graz © Robert Illemann

Der Musikverein für Steiermark in Graz ist der größte Konzertveranstalter der Steiermark. Die Konzerte finden im Stefaniensaal (Congress Graz) statt, der zu den akustisch besten Konzertsälen der Welt zählt, sowie im benachbarten Kammermusiksaal (Congress Graz). Der Musikverein für Steiermark ist neben dem Wiener Musikverein (Gesellschaft der Musikfreunde in Wien) einer der ältesten Musikvereine der Welt, die seit ihrer Gründung ohne Unterbrechung arbeiten. Er wurde 1815 als „Academischer Musikverein“ gegründet und 1817 als „Musikverein für Steyermark“ behördlich anerkannt. Zwischenzeitlich wurden auch Namen wie „Steiermärkischer Musikverein“ oder „Musikverein in der Steiermark“ verwendet, seit den 1850er-Jahren ist die Bezeichnung „Musikverein für Steiermark“ üblich.

Geschichte des Musikvereins für Steiermark

Der Musikverein für Steiermark ist neben dem Wiener Musikverein (Gesellschaft der Musikfreunde in Wien) einer der ältesten Musikvereine der Welt, die seit ihrer Gründung ohne Unterbrechung arbeiten. Er wurde im Frühjahr 1815 von einer Vereinigung Grazer Akademiker gegründet, das genaue Datum ist allerdings nicht bekannt. Die treibende Kraft bei der Gründung war den ersten Statuten zufolge Johann Farbmann, Kurat der Grazer Stadtprobstei. In Form „musikalischer Übungen“ wurde gemeinsam musiziert, zur Motivation der Mitglieder wurden außerdem öffentliche Akademien veranstaltet. Zweck des neu gegründeten Vereins war „seine eigene und der musikalischen Jugend in Steyermark musikalische Bildung“ sowie „das Vergnügen des Publikums und die dadurch zu erzielende Beförderung der Wohltätigkeitsanstalten“. 1819 konnte Erzherzog Johann als Protektor des Musikvereins gewonnen werden. Er setzte sich beim Kaiser für den Musikverein ein und besuchte Ausschusssitzungen sowie Konzerte der Vereinsschule. Wie der ursprüngliche Name „Academischer Musikverein“ verrät, wurden in den ersten Monaten nur Akademiker aufgenommen. Da dieser Personenkreis jedoch zu eng gefasst war, wurden schon bald „auch Mitglieder aus anderen Kreisen als ‚Ehrenmitglieder‘“ aufgenommen, die allerdings keine aktiven Musiker waren, sondern fördernde Mitglieder („teilnehmende Ehrenmitglieder“). Bereits 1817 wurde der Zusatz „Academischer“ aus den Statuten des Musikvereins getilgt, Akademiker durften fortan auch nicht mehr den Hauptanteil des Ausschusses ausmachen. Seit 1821 gibt es auch „auswärtige Ehrenmitglieder“ (Ehrenmitglieder im heutigen Sinne). Zu den bedeutendsten Ehrenmitgliedern des frühen 19. Jahrhunderts zählen Ludwig van Beethoven (1821) und Franz Schubert (1823).

Ehrenmitglieder des Musikvereins für Steiermark

Zu den bedeutendsten „auswärtigen Ehrenmitgliedern“ des frühen 19. Jahrhunderts zählen die Komponisten Ludwig van Beethoven und Franz Schubert. Die Auszeichnung wurde aber auch an „ehemalige ausübende, um den Verein besonders verdiente Mitglieder, welche Graz verlassen hatten“, verliehen (z. B. an den ehemaligen Musikdirektor und Schubert-Freund Anselm Hüttenbrenner) oder an „fremde Künstler“ wie die Sängerin Therese Sessi und das 8-jährige Geigenwunderkind Sigismund von Praun. Ebenso wurde die Grazer Salonnière Marie Pachler-Koschak, deren Haus ein zentraler Treffpunkt Grazer Musiker und Künstler war, zum Ehrenmitglied ernannt.

Im 20. Jahrhundert wurden vorwiegend Komponisten und Musiker zu Ehrenmitgliedern ernannt, etwa Ernst Krenek, Karl Böhm, Alfred Cortot, György Ligeti, Alfred Brendel und Ernst Märzendorfer. Rund um das 200. Jubiläum des Musikvereins wurden Krzysztof Penderecki, Nikolaus Harnoncourt, Elīna Garanča und Adam Fischer in die Reihe der mittlerweile mehr als 150 Ehrenmitglieder aufgenommen. Die neuesten Ehrenmitglieder sind Thomas Quasthoff, Rudolf Buchbinder und Helmut Deutsch.

Konzerte für Menschenrechte

Keine Kultur ohne Menschenrechte, keine Menschenrechte ohne Kultur: Mit seinen bereits zur Tradition gewordenen Konzerten für Menschenrechte setzt der Musikverein tönende Zeichen für die Werte einer humanistisch orientierten Gesellschaft. So eröffnete etwa Oksana Lyniv mit dem von ihr begründeten Youth Symphony Orchestra of Ukraine die Saison 2018/2019, und Daniel Barenboim, Träger des Grazer Menschenrechtspreises, gab einen Klavierabend mit Werken von Beethoven. 2023 erinnern Markus Poschner und das ORF RSO Wien mit Pendereckis Threnos an die Opfer von Hiroshima.

Jugendförderung

Die Eröffnung einer Singschule im Jahr 1816, die später um Instrumentalklassen, musiktheoretische Klassen, Kompositions- und Dirigierklassen erweitert wurde, spiegelt den bürgerlichen Bildungsgedanken und Drang der damaligen Gesellschaft nach Bildung, Erziehung und Aufklärung wider. Nach mehrmaligem Ortswechsel zog die Musikschule 1889 in die Griesgasse 29 und wurde schließlich 1920 zum Konservatorium erhoben. 1939 wurde das Konservatorium vom Musikverein abgetrennt und verstaatlicht (ab 1963 Akademie, heute Universität für Musik und darstellende Kunst). Die in der Griesgasse verbliebenen Klassen wurden als „Landesmusikschule“ und später als „Johann-Joseph-Fux Konservatorium“ weitergeführt. Zu den bedeutendsten Schülern der Vereinsschule zählen u. a. Waldemar Bloch, Karl Böhm, Ferruccio Busoni, Louis Eller, Marie Geistinger, Siegmund von Hausegger, Wilhelm Kienzl, Joseph Marx, Emil Nikolaus von Reznicek und Ernst Schuch.

Eine lange Tradition haben auch Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche im Musikverein. Ersten „Jugendkonzerten“ (1960/1961) folgte Ende der 1960er-Jahre eine Kooperation mit der Jeunesse Österreich. Von 1991 bis 2005 bestand der Kinderkonzertzyklus „Kleine Leute – Große Ohren“. In der 2008 etablierten Reihe „Amabile“ stellten etablierte Musiker wie Markus Schirmer und Julian Rachlin dem Publikum junge Künstler vor. Eine Novität waren auch Kammeropernprojekte mit jungen Künstlern: Einer Trilogie früher Einakter von Gioachino Rossini folgte Gaetano Donizettis Rita sowie Franz von Suppés Die schöne Galathée. In den Amabile-Veranstaltungen debütierten junge Talente, die wenig später eine Weltkarriere starteten, wie Evgeny Chepovetsky, Julie Fuchs oder Olga Peretyatko. An seinen Gründungsgedanken knüpft der Musikverein außerdem mit Kooperationen mit Musikuniversitäten und Initiativen zur Förderung junger Talente an.

Takte, Töne, Meisterwerke - Der Musikverein für Steiermark
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