Das Theater
Wenn über Theater gesprochen wird, ist in der Regel die szenische Darstellung innerer und äußerer Vorgänge auf einer Theaterbühne und vor Publikum gemeint. Zwischen dem Publikum und den Spieler*innen entsteht für den Zeitraum einer Theatervorstellung eine temporäre Gemeinschaft. Meist wird die Handlung von mehreren Darsteller*innen getragen, die auf der Bühne miteinander kommunizieren.
Als sehr vereinfachte Grundformel gilt: A spielt B und C schaut zu. Zudem haben sowohl A und C ein Bewusstsein von ihren Rollen als Spieler*in und Zuschauer*in. Obwohl das Publikum nur selten aus seiner grundsätzlich passiven Rolle heraustritt, kann es das Bühnengeschehen beeinflussen. Beim sogenannten Immersiven Theater, einer modernen Theaterform, wird die Trennung zwischen Bühnen- und Zuschauerraum sogar vollständig aufgehoben.
Das Theater wird typischerweise in vier Sparten gegliedert: Sprechtheater oder Schauspiel, Musiktheater (Oper, Operette, Musical), Tanztheater oder Ballett und Figurentheater. Im Sprechtheater unterscheidet man zusätzlich zwischen Tragödie und Komödie. Theater kann religiös, politisch, gesellschaftskritisch, politisch oder ästhetisch motiviert sein. Das Stück und dessen Inszenierung können eigene Blickwinkel bestätigen oder konterkarieren, neue Perspektiven eröffnen und natürlich auch unterhalten. Mit dem Wort Theater, das sich von den altgriechischen Begriffen „théatron“ (Schaustätte) und „theasthai“ (anschauen) ableitet, kann aber auch das Gebäude gemeint sein, in dem Theater gespielt wird.
Die Anfänge des Theaters
Schon in der Frühzeit der Zivilisation entwickelten sich Theaterformen, die sich meist in Form von Tänzen ausdrückten. Religiöse Feste mit theatralen Elementen gab es bereits in der Zeit von 2000 bis 1500 vor Christus. Im Theater der griechischen Antike wurden erstmals Grundsätze erdacht und erfunden, die das Theater als solches definierten. Die Abhandlungen des Aristoteles begründeten die Theaterwissenschaft und beinhalteten unter anderem die Einheit von Handlung, Zeit und Ort. Ihre Blütezeit hatte die griechische Tragödie zwischen 490 und 406 v. Chr. Die bekanntesten Tragödiendichter waren Aischylos, Sophokles und Euripides.
Das athenische Dionysostheater wurde zum Prototyp des Theaters und in die griechischen Kolonien im ganzen Mittelmeerraum exportiert. Das Mittelalter brachte mit den Passionsspielen eine neue Theaterform mit sich. Das Ende der Epoche führte unter anderem zu einem Aufschwung sogenannter Fastnachtspiele. In England wurden Morality Plays beliebt, die bis in die Neuzeit hineinwirkten. In der Renaissance begann die Zeit William Shakespeares und Christopher Marlowes, deren Bedeutung bis heute ungebrochen ist. Mit der Commedia dell’arte emanzipierte sich das Schauspiel schließlich von der Literatur. Mitte des 18. Jahrhunderts bildete sich mit der Emanzipation des Bürgertums das bürgerliche Drama heraus. Im deutschsprachigen Raum folgten Sturm und Drang und die Deutsche Klassik, die mit der Begegnung von Goethe und Schiller im Jahr 1794 begann.
Naturalismus und Realismus
Die Ära der Romantik wurde vom Naturalismus abgelöst, als dessen Begründer der 1828 geborene Norweger Henrik Ibsen gilt. Sprache und Gestik, wie auch Bühnenbild und Kostüm waren bis ins Detail der Wirklichkeit nachgestaltet. Auch die Vierte Wand – eine imaginäre Trennung zwischen Bühne und Publikum – spielte wieder eine größere Rolle. Epizentrum des Realismus war Russland – vor allem die Dramen von Anton Tschechow wie auch die Theaterarbeit von Konstantin Stanislawski.
Episches Theater und Absurdes Theater
Eine wichtige Rolle in der Geschichte des Theaters spielte auch das Epische Theater, als dessen wichtigster Protagonist der 1898 geborene Bertolt Brecht zu nennen ist. In Stücken wie „Das Leben des Galilei“ oder „Mutter Courage und ihre Kinder“ ging es ihm nicht bloß darum, die Wirklichkeit abzubilden, sondern diese auch zu durchschauen. Um diesen Effekt zu erreichen, musste sich das Bühnengeschehen als etwas Gemachtes zu erkennen geben. Mit Methoden der Verfremdung sollten sich die Zuschauer*innen ihrer eigenen Position bewusstwerden.
Eine zweite wichtige Strömung, die sich allerdings eher in Frankreich und England als im deutschsprachigen Raum entwickelte, ist das Absurde Theater. Dabei werden die klassischen Kategorien der Einheit von Zeit, Ort und Handlung aufgehoben, außerdem wird weder eine gegenständliche Welt noch ein logisch fortschreitendes Geschehen dargestellt. Stattdessen: Dialoge ohne Ziel, Gedankenakrobatik und Clownerie. Die bekanntesten Vertreter dieser Theaterform waren der Engländer Samuel Beckett, der Rumäne Eugène Ionesco und der Franzose Jean Genet.
Die Postmoderne
In der gängigen Unterteilung zwischen Werktreue und Regietheater ist das postmoderne Theater (auch Postdramatik) eindeutig letzterer Kategorie zuzuordnen. Die Mittel der Repräsentation und Illusion, derer sich vor allem naturalistische und realistische Strömungen bedienten, spielen hier keine allzu große Rolle mehr. Statt Dialogen gibt es Textflächen, Kulissen werden zu Projektionsflächen und Genregrenzen aufgehoben. So haben auch Performance, Tanz, bildende Kunst und Installationen in postmodernen Inszenierungen Platz.
Theaterlandschaft und Organisation
Nicht nur die Spieler*innen, die im deutschsprachigen Raum oft in sogenannten Ensembles arbeiten, sind für den Erfolg einer Theaterproduktion verantwortlich. Eine Aufführung ist ein gemeinschaftlicher Prozess, der in Zusammenarbeit vieler einzelner Gewerke stattfindet. Dazu gehören unter anderem Licht- und Tontechnik, Bühnenbild, Inspizienz, Maske, Kostüm, Dramaturgie und Regie. Geleitet werden Theater in der Regel von Intendant*innen. Neben den großen Stadt- und Staatstheatern gibt es auch private kleinere Bühnen wie auch die sogenannte Off-Theaterszene und Theaterkompagnien. Im französischen und englischsprachigen Raum, in dem es sehr viel weniger fixe Ensembles und mehr freie Kompagnien gibt, sieht die Landschaft etwas anders aus als in der deutschsprachigen Theaterlandschaft.
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